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Tag 3a: Hiroshima (25.03.2015)

Am dritten Tag begann für uns die Woche, in der wir einen JR Rail Pass hatten. Mit diesem Pass, den es nur für Touristen (d. h. nicht für Japaner) gibt, hat man eine Flatrate für fast alle Züge der Japan Railways. Allerdings kann man damit nicht die elektronischen Schranken benutzen, um zu den Gleisen zu kommen. Zumindest in der Theorie soll das Personal kontrollieren, dass keine Japaner einen JR-Pass benutzen. In der Reisegruppe bedeutet das natürlich immer, dass alle den einen Eingang mit Personal statt elektronischer Schranke benutzen. Dennoch ging es relativ schnell durch. Nach dem Reisepass wurden wir auch nie gefragt. Immerhin ist es offensichtlich, dass wir Europäer keine Japaner sind.

Mit dem JR-Pass kann man auch die meisten Shinkansen-Verbindungen fahren. Lediglich mit Nozomi (jap. für Wunsch, das Wort erkenne ich seitdem in jedem zweitem Anime wieder), dem Shinkansen der Geschäftsleuten vorbehalten ist (Touristen wg. evtl. Gepäck sind unerwünscht), darf man nicht fahren. Aber etwa jeder zweite Shinkansen kann genutzt werden. Manchmal passiert es dann, dass der Shinkansen durch einen "schnelleren" überholt wird. Nozomi ist der schnellste. Dann wartet der andere Bahnhof etwas länger im Bahnhof, während der Nozomi auf einem anderen Gleis hält und zuerst weiter fährt.

Und wir haben den JR-Pass auch gleich genutzt, um Shinkansen zu fahren, nämlich mit einem Hikari von Tōkyō nach Hiroshima. Wir hatten sogar Reservierungen. Ich habe bei der Einfahrt des Zuges ein Video aufgenommen.

Ich finde es sehr gut, dass wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sind. Zum einen ist man (insbesondere in Tōkyō später) mittdendrin und kann sich ein besseres Bild über den japanischen Alltag machen. Andererseits, speziell was den Shinkansen betrifft, muss man das einfach mal gemacht haben. Immerhin war es der erste Schnellzug weltweit. Es ist auch ein äußerst Pünktlicher Zug, und sehr sicher. Selbst bei einem Erdbeben ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Shinkansen entgleist, sehr gering. Bisher ist das nur einmal passiert, ohne Tote oder Verletzte.

In Hiroshima sind wir dann, wieder mit der Guthabenkarte, ein Stück Straßenbahn gefahren. Ich finde es äußerst modern, dass man hier mit einer Karte quasi überall fahren kann. Bei uns hat man ja meist nur Papiertickets, und die sind nur innerhalb eines Tarifverbunds gültig. In Japan haben sich die verschiedenen Organisationen landesweit zusammen geschlossen für. Unsere KArte war wohl aus Ōsaka, wo es besonders viele Partnerschaften gibt, sodass wirklich fast das gesamte Land abgedeckt war. Die Karten gibt es auch mit automatischer Abbuchung vom Konto. Wenn man das Risiko akzeptiert (wenn man die Karte verliert, muss man sie sofort fahren, da keine PIN etc. notwendig ist) kann man also wirklich überall elektronisch fahren. Ihr seht, ich bin begeistert und wünsche mir ein ähnliches System für Deutschland. Könnte man den Deutschen noch geordnetes Anstehen beibringen, wäre es perfekt.

Zurück zum Thema Hiroshima. Hiroshima ist eine moderne Stadt, die sich sehr um den Weltfrieden bemüht. Natürlich ist beides auf den Atombombenabwurf zurückzuführen. Bis 1945 bestand die Stadt hauptsächlich aus traditionellen Holzhäusern. von denen nach der Atombombe nichts mehr übrig geblieben ist. Alles traditionelle wurde mit einem Schlag ausgelöscht. Und dass eine auf diese Art bekannt gewordene Stadt ein Symbol für den Frieden wird, kann ich nur befürworten.

Es gab wenige Steingebäude nach europäischem Vorbild. Beispielsweise die Handelskammer, welche von einem tschechischem Architekten entworfen wurde. Im Gegensatz zu den Holzhäusern sind von den steinernen noch Ruinen übrig geblieben, Da die Handelskammer auch sehr nahe der Detonation stand, wurde sie ähnlich der Friedenskirche in Berlin als Denkmal beibehalten. Heute ist sie unter dem Namen Friedensdom bekannt. Leider konnten wir sie nicht näher besichtigen, da sie (damit sie nicht weiter zerfällt) derzeit restauriert wird.

DSC_2641 - Hiroshima
Der Friedensdom ist auf dem Bild links zu sehen (im Gerüst).

Daraufhin haben wir den Friedenspark besichtigt. Das war einst das Zentrum Hiroshimas. Zunächst sollte es wieder aufgebaut werden. Aber der damalige Bürgermeister hat sich dafür eingesetzt, stattdessen einen Gedenkpark zu errichten. Wo also einst die Innenstadt - die geschäftigste und wichtigste Gegend Hiroshimas war, ist nun ein Park mit Denkmälern und dem Peace Memorial Museum, aber kein einziges Geschäft oder Wohnhaus.

DSC_2651 - Hiroshima
Diese (neue) Uhr symbolisiert die Verformungen von Stahl durch die Atombombe.

DSC_2654 Hiroshima - Friedensglocke
Diese Friedensglocke darf jeder läuten.

Von der Glocke habe ich auch ein Video aufgenommen:

DSC_2662 hiroshima - symbolischer Grabhügel
Das ist ein symbolischer Grabhügel für die Opfer der Atombombe.

DSC_2664 Hiroshima
Das ist das Kinderdenkmal. Rings herum befanden sich Glasvitrinen, in denen von Kindern gefaltete Papierkraniche befanden. Bitte lest dazu die Geschichte von Sasaki Sadako. Sie ist es, die von diesem Denkmal dargestellt wird.

DSC_2669 Hiroshima
Wenngleich es ein sehr berührender Augenblick war, hielt ich es nicht für angebracht, ein Foto zu machen, als hier zwei Mädchen in Schuluniform bei einem Familienbesuch vor diesem Denkmal gebetet haben. Links im Bild ist eine ewige Flamme, die wenn man vor dem Denkmal steht direkt über der Truhe zu brennen scheint, in der die Namen aller Atombombenopfer aufbewahrt wird. Die Liste wird auch heute noch regelmäßig erweitert.

Daraufhin haben wir das Peace Memorial Museum besucht.

DSC_2683 Peace Memorial Museum Hiroshima

DSC_2684 Peace Memorial Museum Hiroshima

Daraufhin hatten wir noch ein wenig Zeit, uns den Park weiter anzuschauen, bevor die Bootsfahrt zum nächsten Ziel begann.